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Die Dauer der laufenden Weiterbildung beträgt je nach angestrebtem Abschluss ein, zwei, drei oder vier Jahre. Theorie und Praxis finden in jedem Jahr mit unterschiedlicher Gewichtung statt. Ein berufsqualifizierender und zertifizierter Abschluss ist nach dem dritten Jahr möglich (Zertifikat: Gestaltberater*in/Soziotherapeut*in).
Nach dem vierten Jahr kann der Abschluss in Gestalttherapie erworben werden. Die Weiterbildung richtet sich nach den Qualitätsstandards der DVG (Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie e.V.) und der EAGT und EAP.
Gestalttherapie DVG/EAGT/EAP
Die Teilnehmer*innen werden so ausgebildet, dass sie Gestalttherapie verantwortungsbewusst und eigenständig anwenden können. Es werden theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen für die therapeutische Praxis vermittelt. Der persönliche Prozess sowie das Lernen und Arbeiten in der Gruppe – zwischen Autonomie und Solidarität – wird gefördert und exploriert.
Anwendungsfelder
Gestalttherapie wird in unterschiedlichen Behandlungssettings angewandt: in Einzel-, Gruppen- Familien- und Paartherapie, in psychotherapeutischen Praxen, im klinischen Bereich sowie in psychosozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern.
Gestalttherapie ist weit mehr als eine psychotherapeutische Methode, sie vermittelt eine Lebenshaltung, unterstützt die Eigenverantwortlichkeit in Entscheidungsprozessen und fördert das persönliche Wachstum.
Zielgruppe der Weiterbildung
Die Weiterbildung richtet sich an Personen, die in sozialen, psychologischen, sozialtherapeutischen, medizinischen, pädagogischen bzw. erzieherischen Berufen und in beratenden und personenorientierten Arbeitsfeldern tätig sind oder sein wollen.
Aufnahmekriterien
- Berufspraxis
- Vorerfahrung in der Selbsterfahrung erwünscht
- Persönliche Eignung (Einstiegsseminar)
Für die vierjährige Gestalttherapieausbildung
- Abgeschlossenes Fachhochschulstudium, Hochschulstudium mit einem pädagogisch, psychologisch, sozialpädagogisch oder medizinisch orientierten Hintergrund, Ausnahmeregelung auf Antrag
Der Grundkurs richtet sich an
- alle, die erfahrungsorientiert den Gestaltansatz in Aktion kennen lernen wollen
- alle, die ihre Kompetenz für den Grundberuf erweitern wollen
Sie lernen
- Haltung in der Gestalttherapie
- Erfahrungs- und prozessorientierte Anwendung gestalttherapeutischer Methoden und Techniken
- Prozessorientierter Einsatz von kreativen Medien
- Theoretische Grundlagen der Gestaltarbeit
Struktur der mehrjährigen Weiterbildung
- Selbst- und Fremdwahrnehmung: Umgang mit Gefühlen und Atmosphären sowie Einsatz gestalttherapeutischer Prozessfragetechniken.
- Kreative Medien: Erfahrungsorientierte Anwendung von Farbe, Ton, Masken, Seilen, Steinen und anderen Materialien – gestaltorientiert bearbeitet.
- Imaginations- und Achtsamkeitstechniken: Entspannung, Zentrierung und Förderung der Körperwahrnehmung.
- Leiborientierte Gestaltarbeit: Grundlagen von Leibbewusstsein und Bewegungserfahrung, Arbeit mit Körperbildern und gezielte gestaltorientierte Interventionen.
- Lebensthemen und Gestaltexperimente: Inszenierungstechniken, Arbeit mit Lebensszenen und Theaterspiel.
- Gesprächsführung und Kommunikation: Gestaltorientierte Gesprächstechniken, nonverbale Kommunikation, Begleitung regressiver Prozesse, Entwicklung von Resonanzfähigkeit.
- Theorie der Gestalttherapie: Grundlagen wie das Organismusmodell, Gestaltpsychologie, Phänomenologie, Kontakt und Grenzen, Bewältigungsstrategien, Vordergrund und Hintergrund, Prägnanz.
- Prozessanalyse und Feedback: Entwicklungs- und Prozessanalyse, Sharing, Feedback und Screening.
Abschluss:
- Testat und Kolloquium: Offizielle Anerkennung des Grundkurses Gestalttherapie.
Im zweiten Jahr steht die Vertiefung und Professionalisierung der gestaltorientierten Arbeit im Fokus. Die Teilnehmenden üben, die Grundlagen der Gestalttherapie innerhalb der Ausbildungsgruppe anzuwenden, zu reflektieren und weiterzuentwickeln.
Schwerpunkte:
- Erlebnisaktivierende Methoden: Beratung mit individuellen und feldorientierten Perspektiven.
- Identitätsentwicklung: Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, persönlicher Identitätsentwicklung sowie gemeinsamen Dynamiken in Beratung und Therapie.
- Konfliktbegleitung: Interventionsstrategien, Beziehungsklärung und Berücksichtigung von Feld, Situation und sozialem Kontext.
- Körper- und Bewegungskommunikation: Leiblicher Ausdruck, Dynamiken, Reizempfänglichkeit und Zuwendbarkeit.
- Lebenslinien und Zukunftsprojektionen: Arbeit mit Lebenspanoramen, Themen und möglichen Zukunftsbildern.
- Kreative Methoden: Psychodrama, Rollenspiel, Theatertherapie sowie Gestaltarbeit mit Märchen und Träumen.
- Theorie der Gestalttherapie: Vertiefung philosophischer und theoretischer Grundlagen, gestalttheoretische und phänomenologische Erklärungsmodelle sowie Abgrenzung zu anderen Verfahren.
Dieses Jahr bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten zu professionalisieren und noch tiefer in die gestaltorientierte Arbeit einzutauchen.
Im dritten Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Professionalisierung im Umgang mit diagnostischen Perspektiven und dem sicheren Begleiten schwieriger Situationen. Die Teilnehmenden sammeln erste Praxiserfahrungen in der Beratung von Klient*innen und in der Begleitung therapeutischer Prozesse.
Schwerpunkte:
- Beziehung und dialogische Haltung: Ethische Grundsätze, Resonanzen im Kontakt und ihre Nutzung in Beratung und Therapie.
- Diagnostik und Planung: Prozess- und situationsorientierte Diagnostik, Erstgespräch, Behandlungsplan, Entwicklungstheorie sowie Grundlagen der Neurobiologie und Bindungstheorie.
- Krisenintervention: Umgang mit Krisensituationen, Aktivierung von Ressourcen, Distanzierungstechniken, Stabilität und Selbstfürsorge.
- Indikationen und spezifische Ansätze: Feldspezifische Methoden, z. B. bei Sucht, sowie gestaltorientierte Interventionen für Paare und Familien.
- Arbeit mit Gruppen: Theorie und Praxis von Gruppentherapie, Selbsterfahrungs- und Lerngruppen; prozess- und zielorientiertes Leiten von Gruppen.
- Kritische Situationen: Umgang mit schwierigen Diagnosen und Herausforderungen in Beratung und Therapie.
- Vielfalt der Methoden: Einsatz unterschiedlicher Medien, Nutzung von Aufstellungen und Themenseminare mit Fachtrainer*innen aus anderen Bereichen.
- Reflexion und Perspektiven: Persönlicher Entwicklungsprozess, Anwendung des Gestaltansatzes im Berufsfeld, Kompetenzprofil und Entwicklung neuer Perspektiven.
- Theorie: Gestalttherapeutisches Handlungsmodell, Neue Phänomenologie, Leibtheorie, Themenstrukturierung und diagnostische Grundlagen im Zusammenspiel von Theorie und Praxis.
Abschluss:
- Zertifikat: Gestaltberater*in/Soziotherapeut*in (Kolloquium).
- Anerkennung: Die Ausbildung in Gestaltberatung ist durch die DVG anerkannt, die Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Beratung (DGfB) ist.
Dieses Ausbildungsjahr schließt die Weiterbildung mit einem umfassenden Kompetenzprofil ab, das Sie optimal auf die professionelle Arbeit in Beratung und Therapie vorbereitet.
Seminarinhalte im vierten Ausbildungsjahr
- Diagnostik psychischer Störungen: Einführung in Klassifikationssysteme, Anamnese, Befund und Diagnose aus gestalttherapeutischer, heilpraktischer und klinischer Perspektive.
- Neurosen: Angst-, Zwangs- und somatoforme Störungen; Abgrenzung von Neurosen und Psychosen; Phänomenologie, Diagnostik, Differentialdiagnostik und gestalttherapeutische Ansätze.
- Narzissmus: Persönlichkeitsentwicklung, Phänomenologie und Diagnostik; gestalttherapeutische Ansätze zu Narzissmus und Essstörungen.
- Borderline und strukturelle Störungen: Phänomenologie, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten emotional-instabiler Persönlichkeitsstörungen; Exkurs Suchtproblematik.
- Traumafolgestörungen: Trauma Typ I und II, Diagnostik und therapeutische Ansätze, Dissoziationsspektrum und Gestalttherapie.
- Affektive Störungen: Depression und Manie; Diagnostik, somatische Symptomatik und therapeutische Modelle.
- Psychosen: Schizophrenien und wahnhafte Störungen; Diagnostik, Differentialdiagnostik und gestalttherapeutische Grenzen; Exkurs Pharmakologie.
- Forschung und Praxis: Umgang mit quantitativen und qualitativen gestalttherapeutischen Forschungsergebnissen und deren Integration in das Praxisfeld.
- Abschlussseminar: Reflexion der Ausbildung, Entwicklung beruflicher Perspektiven und Netzwerkbildung.
Abschluss:
- Zertifikat: Gestalttherapeut*in DVG, EAGT, EAP (Kolloquium).
- Anerkennung: Der Abschluss erfüllt nationale und europäische Standards der Gestalttherapie und bereitet Sie umfassend auf die professionelle Ausübung der Gestalt-Psychotherapie vor.
Struktur der Weiterbildung
1. Jahr (Grundkurs Gestaltorientierte Arbeitsweisen)
- 1 Einstiegsseminar
- 7 Wochenendseminare
- 1 Wochenseminar
- 8 Regionaltreffen
2. Jahr
- 7 Wochenendseminare
- 1 Wochenseminar
- 8 Regionaltreffen
3. Jahr (Gestaltberater*in)
- 7 Wochenendseminare
- 1 Wochenseminar
- 8 Regionaltreffen
Begleitend zur Weiterbildung in der Gruppe sind folgende Einzel- und Kleingruppenmodule für das Zertifikat Gestaltberater*in zu absolvieren:
- 50 Std. Lehrtherapie (werden für das 4. Jahr anerkannt) oder
- 50 Std. Nachweis über Gestalttherapie/Selbsterfahrung nur gültig für den Beraterabschluss
- 40 Std. Supervision (Kleingruppe)
- 15 Std. Blocksupervision (1 WE)
- 115 Std. berufsfeldbezogene Beratung als Praxisnachweis
- Kolloquium
- Hausarbeit
4. Jahr (Gestalttherapeut*in)
- 8 Wochenendseminare
- 8 Regionaltreffen
Begleitend zur Weiterbildung in der Gruppe sind insgesamt folgende Einzel- und Kleingruppenmodule für das Zertifikat Gestalttherapeut*in DVG zu absolvieren:
- 80 Std. Gestaltlehrtherapie
- 105 Std. Supervision (Kleingruppe)
- 45 Std. Blocksupervision (3 WE)
- 400 Std. Behandlungspraxis mit Klienten
- 50 Std. Nachweis fachorientierter Aus- und Fortbildung
- Kolloquium
- Abschlussarbeit
Im 4. Jahr der Ausbildung werden schwerpunktmäßig praxisorientierte Theorie, Handlungskonzepte und Diagnostik für die ambulante und klinische Praxis (Psychopathologie) vermittelt.
Diese beinhalten daher auch grundlegende Kenntnisse für die Überprüfung zum Heilpraktiker, eingeschränkt für Psychotherapie.
Mit der Zertifizierung sind die Aufnahmekriterien für die DVG und EAGT/EAP erfüllt. Sie können über das HIGW das ECP-Zertifikat beantragen.
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